Kurt Kister schreibt in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung zu Recht: „Nicht-Wissen scheint es in dieser Zeit der Total-Kommunikation nicht mehr zu geben – jedenfalls nicht jenes Nichtwissen, das Menschen daran zweifeln lässt, ob ein Epochenereignis wirklich geschehen ist.“
Augenzeugen sind keine Glaubenszeugen mehr
Die Augenzeugen-Gesellschaft Einzelner wird mit Hilfe der Massenkommunikationsmittel nach seinen Worten ersetzt durch „ein Gesumme der Masse […] Jeder, der will, brummt mit. Im Matthäus-Evangelium heißt es, wo zwei oder drei in Jesu Namen versammelt seien, sei er unter ihnen. Wenn heute drei versammelt sind, glotzen zwei ins Smartphone und einer tippt eine SMS.“
Technologie verändert unser Leben – zu schnell?
Im Hintergrund steht ein Vorgang, der uns unwissentlich wie auch wissentlich in allen Lebensbereichen beschäftigt: „Die Technologie der allgegenwärtigen Kommunikation hat das Leben in so kurzer Zeit so sehr verändert, wie das noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit der Fall war.“ Die Profiteure – ohne das dies eine Wertung sein soll – sind Unternehmen, Organisationen oder Behörden, die sich dem „Suchen, Ordnen und Hierarchisieren in dieser Augenzeugengesellschaft am erfolgreichsten widmen“.
Nicht alles was öffentlich ist, muss auch richtig sein
Aber auch die durch diese Medien scheinbar gewonnene Transparenz ist in vielen Bereichen nur eine scheinbare: Die Validität und Informationstiefe der angebotenen Daten ist zumindest mit Vorsicht zu geniesen: „Die Vorstellung, etwas müsse nur öffentlich werden, damit es besser werde, ist falsch.“
Ein lesenswerter Artikel.
Quelle: Kurt Kister: „Epoche der Augenzeugen“, Süddeutsche Zeitung online, http://www.sueddeutsche.de/digital/internet-und-gesellschaft-epoche-der-augenzeugen-1.2274559